Experten-Interview mit dem Schlafapnoe-Experten Herrn Heiko Musiolik von Schlafapnoe-Heilen.de zum Zusammenhang zwischen Schlafapnoe und Angststörungen in der Praxis
In Ihrem neuen Webseiten-Artikel haben Sie mehrere Studien aufgelistet, welche den Zusammenhang zwischen Schlafapnoe und Angststörungen/ Panikattacken belegen. Ist Ihnen in der täglichen Arbeit mit Schlafapnoe-Patienten auch persönlich aufgefallen, dass diese häufig unter Angst, Stress oder anderen psychischen Belastungen leiden?
Das Thema Angststörungen/Panikstörungen wird eher selten besprochen.
Vermutlich wird dieser Aspekt aufgrund eines Schamgefühls ausgeklammert. Hingegen ist es durchaus üblich, dass Schafapnoe Patienten mit mir über ihre depressive Symptomatik sprechen. Ich schätze, dass etwa 60% der Schlafapnoe Patienten, mit denen ich täglich spreche, unter einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Depression leiden. Unter Stress leiden de facto alle Schlafapnoe Patienten, weil ihr Schlaf nicht erholsam ist. Die Frage ist lediglich, ob die Betroffenen diese Stressbelastung wahrnehmen.
Sie schreiben auf Ihrer Webseite, dass die CPAP-Überdruckbeatmungsmaske bei Menschen mit Panikattacken oftmals nicht angewendet wird. Welche Alternativ-Behandlungsmethode wird für diese Personengruppe aus Ihrer Sicht empfohlen?
Typischerweise die Therapie mittels Unterkieferprotrusionsschiene (UKPS). Diese ist allerdings nur bei einer leicht- bis mittelgradigen obstruktiven Schlafapnoe (OSA) indiziert. Falls auch die UKPS-Therapie nicht vertragen wird, wird meist die Implantierung eines Zungenschrittmachers in Erwägung gezogen.
Gibt es Feedback Ihrer Patienten, dass nach Ihrer Schlafapnoe-Behandlung Symptome von Angst-Erkrankung oder Stress besser geworden sind?
Ganz klar ja. Da wir ausschließlich auf ursachenbezogene Therapie der OSA (Heilbehandlung) spezialisiert sind, ist der OSA-Patient nach der operativen Erweiterung seiner oberen Atemwege fast ausnahmslos völlig symptomfrei. Insbesondere die Stressbelastung (über Angststörungen sprechen die OSA-Patienten meist nicht mit uns) der Betroffenen ist nach der Heilbehandlung deutlich niedriger, da der Schlaf wieder gesund und erholsam ist.
Das Resilienzniveau ist nach der Kausaltherapie stark verbessert.
Sie zitieren in Ihrem Artikel eine taiwanesische Studie, die einen Zusammenhang zwischen Schlafapnoe und Panikstörungen untersucht. Wie interpretieren Sie die Ergebnisse dieser Studie im Kontext der allgemeinen Beziehung zwischen Schlafapnoe und Angstzuständen?
Die Studie zeigte letztlich nicht nur eine Korrelation zwischen OSA und Panikstörungen, sondern die Daten lassen eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit erkennen, dass es zwischen OSA und Panikstörungen eine direkte Kausalität gibt.
Das ist wenig verwunderlich, da die OSA das Resilienzniveau (u.a. Schwächung der geistigen Gesundheit durch Störung des Tiefschlafs und des REM-Schlafs) stark reduziert. Das erhöht dann die Wahrscheinlichkeit für Panikstörungen, aber auch für Angststörungen.
Im Artikel sprechen Sie auch von der Notwendigkeit eines interdisziplinären Ansatzes in der Behandlung von Schlafapnoe-Patienten mit Angststörungen an. Wie könnte ein solcher Ansatz in der Praxis aussehen und welche Fachgebiete sollten involviert sein?
Um einen OSA-Patienten ganzheitlich und optimal behandeln zu können, müssten sich folgende Fachgebiete eng miteinander vernetzen und insbesondere die medizinischen Daten ihrer OSA-Patienten untereinander austauschen:
Praxisbeispiel:
Entwickelt ein Patient, ohne dass es ein offensichtlich auslösendes Ereignis gibt, eine Angststörung, dann sollte der behandelnde Psychotherapeut seinen Patienten (im Rahmen der Anamnese) nach nächtlichem Schnarchen befragen.
In der Praxis findet das nur äußerst selten statt.
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